Die
Gabriele Heidecker-Preisträgerin 2012 wurde in Linz geboren und lebt
und arbeitet in Steyr. 1997 war sie Gasthörerin an der Medienhochschule
Köln (Klasse Medienkunst, Valie Export), erhielt mehrere
Auslandsstipendien für Bildende Kunst (Krakow 1997, Ceský Krumlov 1999),
Medienkunst (Köln) und künstlerische Fotografie (London 2004, Rom 2012)
sowie 1999 das Österreichische Staatsstipendium für Bildende Kunst.
Neben reger Ausstellungstätigkeit (zuletzt u.a. Leopold Museum Wien,
Festival der Regionen) u.a. in OÖ, Wien, Ceský Krumlov, Budapest,
Berlin, Krakow und Rom nahm sie an Film- und Videofestivals teil (u.a.
Diagonale Graz; European Media Art Festival, Osnabrück) und realisierte
permanente und temporäre Projekte im öffentlichen Raum in OÖ.
Ihre multimedialen bzw. medienübergreifenden
Arbeiten thematisieren Menschen in gesellschaftlichen Randpositionen,
Männerbilder, Frauenbilder, Rollenklischees. Durch Rollenumkehr bringt
sie ironisierend Klischees zum Kippen.
Menschen, die sonst nicht viel mit Kunst zu tun
haben, zu erreichen, ist ein zusätzliches Anliegen der Künstlerin. Im
Rahmen des Festivals der Regionen 2011 nahm sie dessen Titel "Umsteigen"
beim Wort, indem sie die Bahnhofsunterführung Attnang-Puchheim mit der
begehbaren Textinstallation Aussteigen, Umsteigen, Einsteigen ...
ausstattete - zwischen Ankunft und Ausgang wird hier umgestiegen im Wort
selbst. Die Linearität von Sprache und Schrift wird zum körperlich
erfahrbaren Weg, der Kommunikationspfad aber zum spielerischen
Missverständnis. Dadurch öffnen sich assoziative Räume.
Bar NADETTE - Die Macht des Tratsches - the power of
gossip. Ein Stresstest für Steyrdorf (gemeinsam mit Christina
Hinterleitner). Dagegen war die 2008 medial und in situ angekündigte
Eröffnung des (fiktiven) Nachtclubs Bar NADETTE in Steyr auf einen
"Stresstest" für alle angelegt, die mit diesem Kunstprojekt in Berührung
kamen - BewohnerInnen des Stadtteils ebenso wie MitarbeiterInnen des
Rathauses. Tratsch, Beschwerden und behördliche Weisungen begleiteten
dieses Kunstprojekt aufgrund der auf realer und virtueller Ebene
vollzogenen Publikation des Tabuthemas "Ware:Liebe" bis hin zu seiner
öffentlichen Enthüllung als Fake. Die Website zu diesem Kunstprojekt (www.BarNADETTE.at) ist weiterhin online und abrufbar.
Auf Irritation angelegt war auch das Projekt Der
Himmel über Garsten ist <drinnen> und <draußen> immer der
gleiche im Rahmen eines Kunstprojekts der Justizanstalt Garsten 2010.
Auf zwei Werbeflächen an einer Hauptverkehrsstraße affichierte Huber das
Bild der Gefängnismauer von Garsten - einmal von außen und einmal von
innen, beide Male mit Blick auf den Himmel...
1998 erweiterten Bernadette Huber und Tassilo
Blittersdorff und mit einer Video-, Licht- und Computerinstallation das
Denkmal des Waffenproduzenten Josef Werndl in Steyr zu einer in mehrfach
wirksamen öffentlichen Medienbasis. So konnten u.a. die BesucherInnen
durch das Betätigen des Abzugshahnes eines sonst funktionsuntüchtigen
Gewehres eine Computerstatistik abrufen und die Beleuchtung des Denkmals
ändern.
Mit Ausland Seite 5 ist ein mehrteiliges Projekt
betitelt, das zuerst (1996) als Buchobjekt umgesetzt wurde: eine
Zusammenstellung von 25 fiktiven Kronenzeitungsseiten, die "schöne
Männer" in verschiedenen Aktposen samt dazugehörigem Text präsentieren.
Das 2009 in Linz realisierte mehrmonatige Ausstellungsprojekt TRAISEN
einem ehemaligen Donau-Zugschiff im Hafen von Linz wurde bei der
Einreichung nicht vorgelegt, wird aber bei der Preisverleihung
präsentiert. Zur Darstellung kamen u.a. Funktion und Geschichte des
Schiffs sowie der zweijährige Prozess der Renovierung mittels
Langzeitarbeitslosen durch das AMS. www.dieTraisen.at
Begründung der Jury:
Im Rahmen der Jurysitzung am 23. März 2012 im afo -
architekturforum oberösterreich wurde von den Fachjurorinnen,
Medienkünstlerin Prof.in Dr. in h.c. VALIE EXPORT und Architektin und
Professorin für Urbanistik und Architektur an der Kunstuniversität Linz
Univ. Prof.in Dipl.-Ing. Dr. in Sabine Pollak sowie für die Grünen Linz
Preisstifterin Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger die Gewinnerin
mit einstimmigem Beschluss und folgender Begründung ermittelt:
"In
ihren Arbeiten greift die Künstlerin Bernadette Huber speziell
gesellschaftspolitische Themen auf und legt dabei besonderen Wert auf
einen feministischen Blickwinkel.Zur Umsetzung ihrer Konzepte verwendet
sie verschiedenste Techniken und Medien. Das Spektrum reicht von
Grafiken, Malereien, Collagen, Fotografie, Video, Installationen im
öffentlichen Raum, bis hin zu Webprojekten.
Im Rahmen ihrer
Arbeiten im öffentlichen Raum gelingt der Künstlerin überzeugend mit
meist sehr einfachen Mitteln Themen punktgenau zu fokussieren. Immer
wieder setzt die Künstlerin Alltagsobjekte als ästhetisches
Transportmittel ein, die sie kontextverschoben in eine neue Raum- und
Bedeutungssituation einbindet.
Insbesondere die Einreichung der
künstlerischen Intervention „Bar NADETTE – Die Macht des Tratsches – the
power of gossip. Ein Stresstest für Steyrdorf“, die Bernadette Huber
gemeinsam mit Christina Hinterleitner realisiert hat, hat die Jury
überzeugt.Bar NADETTE ist die inszenierte Neueröffnung eines
Etablissements im Steyrer Wohnviertel Steyrdorf, die im Herbst 2010
realisiert wurde.
Auf realer und virtueller Ebene greift das
Kunstprojekt das vielschichtige Tabu-Thema der ‚Ware: Liebe‘ auf - dabei
setzen die Künstlerinnen gezielt auf die diskursive Komponente, die das
Projekt durch die Öffentlichkeit mit sich bringt: Das Ereignis spricht
sich schnell herum, stiftet Aufregung und setzt in der Stadt gezielt
eine breite und polarisierende Auseinandersetzung mit dem Thema
Sexualität und der Instrumentalisierung von Frauen in Gang."
www.bernadettehuber.at